Die Jugend schreibt über sich selbst - und zwar mit Niveau

Oh je! Wie wählt man denn aus 50 Texten den besten aus? Die Jury des Jugendliteraturpreises Kanton Solothurn hat sich an die Aufgabe gewagt - und hatte gar nicht mal so grosse Schwierigkeiten. Die Juroren erzählen, worauf sie achten und was sie beeindruckt hat beim diesjährigen Wettbwerb.

Lange Diskussionen habe es keine gegeben, verrät Rudolf Probst. Der Jurypräsident des Jugendliteraturpreis 2015 hat gerade die letzte Auszeichnung unter den Teilnehmenden des kantonalen Schreibwettbewerbs vergeben. Und ist zufrieden mit der Wahl. Zusammen mit Slam-Poetin Lisa Christ, Autorin Sabina Altermatt und Moderatorin Sandra Boner hat er unter rund 50 eingereichten Beiträgen die besten gesucht. Sich durch den „Textwald“ gekämpft, haben sich die Juroren alle einzeln. Zur Siegerbestimmung kamen sie aber in Olten zusammen für eine längere Sitzung. Streit? Stundenlange Diskussionen? Abstimmungen oder Lose ziehen? Überhaupt nicht. „Wir alle hatten dieselben Favoriten“, erzählt er, „die Siegertexte haben sich sehr klar herauskristallisiert“, verrät Probst.

Die Jugend schreibt gerne über sich
Dies bedeute aber nicht, dass die anderen Texte nicht gut gewesen seien. „Wir waren überrascht über die Qualität der eingereichten Beiträge.“ Jurykollegin Sabina Altermatt pflichtet ihm nickend bei - das Niveau sei sehr hoch. „Es hat da viele junge Autoren und Autorinnen im Kanton mit ganz viel Potenzial.“ Probst ist schon zum dritten Mal in der Jury des Jugendliteraturpreises, schon 2010 und 2007 war er dabei. Hat sich „die Schreibe“ Jugend über die Jahre verändert? „Nein - und das ist das Schöne daran“, meint Probst. „Vor fünf Jahren wie heute spielen die Themen der Adoleszenz eine grosse Rolle, viele Texte setzen sich mit Aspekten aus diesem ‚vertrackten‘ Lebensabschnitt auseinander.“

Platz für Blödsinn
Aber nicht nur thematisch seien die Texte spannend, halten Probst und Altermatt fest. Verschiedene Beiträge seien auch sprachlich sehr interessant, frisch und frech. Dass Texte frech sein dürfen oder gar sollen, war für Slampoetin Lisa Christ ein wichtiger Aspekt. „Das ist ja das Schöne an der Literatur - alles ist möglich“, sagt sie in ihrer Rede an das Publikum. Genau darum müsse man aufpassen, nicht nur sprachlich ausgeklügelte und „tiefe“ Texte hoch zu werten. „Es muss in einem Literaturwettbewerb auch Platz für Blödsinn haben!“ Und genau darum hat die Jury am Jugendliteraturpreis auch eine Auszeichnung für Humor und Kreativität vergeben.

Was können all die potenziellen Nachwuchsautoren machen, um sich den Berufstraum „Schriftsteller“ zu erfüllen? Autorin Altermatt weiss das: „Dranbleiben! Schreiben, schreiben, schreiben. Nehmt euer Hobby ernst. Und vor allem: Lasst euch nie unterkriegen!“