Hauptsache, es bleibt Zeit zum Schreiben

So unterschiedlich wie die eingereichten Texte am Jugendliteraturpreis, sind auch ihre Autoren und Autorinnen. Aber eines haben sie alle gemeinsam, wie die Gespräche mit vier Teilnehmerinnen zeigen: Alle wollen so viel Zeit wie möglich mit Schreiben verbringen.

Drei Entwürfe hat Elina Lerch geschrieben. Ohne viel nachzudenken oder zu planen, die Geschichten ergaben sich von selbst. „Der erste Text war dann aber doch der Beste“, erzählt die 15-Jährige mit einem Schulterzucken. Dieser Meinung war auch die Jury. Sie hat das Mädchen aus Oberdorf am Jugendliteraturpreis 2015 zur Siegerin der Kategorie „Steine“, der Kategorie für die 13- bis 16-Jährigen erklärt. Den Textentwurf mit dem Titel „Schweineforschung“ hat Elina fast in letzter Sekunde eingereicht. „Ich habe sehr spät von dem Wettbewerb erfahren - wollte aber unbedingt mitmachen, wenn es schon mal einen solchen Wettbewerb in der Schweiz gibt!“ Denn bisher hat sich Elina „erst“ in europäischen Wettbewerben behauptet. So ist sie in der Jugend-Literaturwerkstatt Graz unter den besten 15 gelandet. „Schreiben ist meine Leidenschaft“, hängt Elina erklärend an, „ich will nie mit dem Schreiben aufhören.“ So plant Elina, die zurzeit die Fachmittelschule besucht, ihr Hobby auch schon jetzt fest in die Zukunft mit ein. Mit einem breiten Grinsen sagt sie: „Vielleicht werde ich Lehrerein - da hat man viel Zeit zum Schreiben...“

Den Eltern nichts verraten
Ebenfalls aus Leidenschaft schreibt die 17-jährige Lena Scheidegger aus Subingen. Ganz fest hält sie die Urkunde für den dritten Platz für ihren Text „Steine“ in der Hand. Neben ihr, mit stolzen Blicken, ihre Eltern. „Wir wussten bis vor wenigen Tagen nicht, dass sie beim Wettbewerb mitgemacht hat“, erklärt Lenas Mutter. „Per Zufall haben wir die Einladung für die Preisverleihung gesehen.“ Ob sie dieses Jahr mit einem Preis gerechnet hat? „Ich habe mit allem gerechnet - ich war mir sicher, entweder lande ich unter den ersten drei - oder ich werde nicht mal erwähnt.“ Lena ist mittlerweile in der Ausbildung. Sie lernt Autolackiererin. Also etwas, das gar nichts mit Schreiben zu tun hat. Sie lacht. „Ja, aber ich schreibe sehr viel. Halt einfach in meiner Freizeit!“ Der Vater nickt. „Es ist so toll, wie sie das macht. Und auch wie sie schreibt. Ich könnte das nicht!“

Gemeinsam geht es ab und zu besser - oder verrückter
Das Bild vom Schriftsteller, der alleine in seinem Zimmer sitzt und vor sich hin brütet, trifft bei Meret Wintschi (14) und Laura Leardini (13) nicht zu. Die beiden haben nämlich gemeinsam einen Text geschrieben. Zu zweit zu schreiben, fanden die beiden Freundinnen überhaupt nicht schwierig und schon gar nicht mühsam. „Wir haben uns gut ergänzt“, beschreibt Meret die Teamarbeit. In ihrem Beitrag „In 363 Jahren“ nimmt ein verrückter Professor den Leser mit auf eine Zeitreise - es geht dabei unter anderem um Popcornvergrösserungsmaschinen und gepresste Würstchen. Wie kommt man auf solche Ideen? Die beiden Mädchen lachen verschmitzt. „Keine Ahnung, ich weiss es gar nicht mehr - vielleicht hatten wir Hunger…“, versucht Meret eine Erklärung zu finden. Ihre ausgefallenen Ideen und die humorvolle Sprache haben Jurymitglied und Slampoetin Lisa Christ auf jeden Fall dazu gebracht, lauthals loszulachen - und dies schon beim ersten Satz, wie sie sagt. Und auch dem Rest der Jury haben Meret und Laura ein Lachen ins Gesicht gezaubert. Dafür haben die beiden Mädchen einen Sonderpreis bekommen. Für Humor und Kreativität. Und Blödsinn, wie es Christ ausdrückt. Zufrieden halten Meret und Laura eine Popcornmaschine in die Kamera des anwesenden Zeitungsfotografen.

Elina, Lena, Meret und Laura sind natürlich nur einige von vielen Gewinnern und Gewinnerinnen des Jugendliteraturpreis 2015. Denn, so drückte es Jurypräsident Rudolf Probst wunderbar aus: Alle, die mitgemacht haben, beweisen Mut - sie geben Einblick in ihr Schaffen und stellen sich einer Aussensicht, indem sie ihren ganz persönlichen Text einreichen. In der Übersicht hier, findet ihr nochmals alle Teilnehmenden, die etwas gewonnen haben.